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Weiterführende Schulen in Niedersachsen sollen künftig auch Sprachen wie Arabisch, Türkisch, Farsi und Polnisch als Fächer anbieten. Einem entsprechenden Antrag stimmten die Fraktionen von SPD und Grünen am Donnerstag im Landtag zu. Die Regierungskoalition verspricht sich davon eine bessere Förderung von Schülern mit nicht deutscher Herkunftssprache. CDU und FDP befürchten Hindernisse für die Integration. Der Philologenverband zweifelt an der Machbarkeit.
Das Konzept sieht vor, die Förderung der Mehrsprachigkeit so weiterzuentwickeln, dass die Herkunftssprache in allen Schulformen auch in der Mittel- und Oberstufe als Fach Zeugnisrelevanz erhält. Langfristig sollen sogar Abiturprüfungen in Fächern wie Arabisch oder Türkisch möglich sein.
„Die Förderung der Erstsprache eines Kindes ist enorm wichtig, dann fällt auch das Erlernen der deutschen Sprache leichter“, sagte die SPD-Abgeordnete Karin Logemann. Das richtige Erlernen der eigenen Herkunftssprache sei eine Bedingung für den weiteren schulischen Erfolg und kein Hindernis, wie oft behauptet werde. Der grüne Abgeordnete Heiner Scholing betonte, es reiche für die
Kinder nicht aus, wenn sie die Herkunftssprache nur im Elternhaus lernen würden und in der Schule nur lückenhafte Angebote vorfänden.
CDU fürchtet parallele Schulhofsprachen
Anders sah das Clemens Lammerskitten von der CDU: „Mit Ihrem Antrag gehen Sie zu weit. Um in unserem Land anzukommen, müssen Kinder die deutsche Sprache können.“ Die CDU wolle keine Schulen, wo es eine parallele Schulhofsprache gebe. Der Bildungsexperte Björn Försterling von der FDP sagte, es sei zwar richtig, Kompetenzen für die Gesellschaft zu nutzen, die die Kinder von zu Hause mitbrächten. Trotzdem solle sich die Landesregierung zunächst stärker darum kümmern, die Flüchtlingskinder in den Schulen zu integrieren.
Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) verwies darauf, dass in Niedersachsen bereits an mehreren Grundschulen Türkisch unterrichtet werde. An der IGS Linden in Hannover sei Türkisch bereits eine der angebotenen Wahlsprachen ab dem 6. Jahrgang. Die Erfahrung mit Türkisch habe aber auch gezeigt, dass es schwierig sei, kompetente Lehrkräfte zu finden. „Türkisch für das Lehramt wird zurzeit an keiner niedersächsischen Hochschule angeboten“, sagte Heiligenstadt.
Das Problem des Lehrkräftemangels sieht auch Horst Audritz, Vorsitzender des niedersächsischen Philologenverbands, als Hindernis bei der Umsetzung. „Man wird auf Quereinsteiger zurückgreifen müssen, die dann keine pädagogische Ausbildung haben“, sagte Audritz. Eine Erweiterung des Fremdsprachenangebots mache die Lehrpläne zudem unübersichtlich: „Man fragt sich, was noch alles kommen soll.“ Auch Audritz ist der Meinung, dass die Förderung der Mehrsprachigkeit die Integration in die deutsche Sprache eher erschwert.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bewertet die Pläne der Landesregierung dagegen positiv. Endlich würden die Familiensprachen von Schülern anerkannt und als zeugnisrelevante Fächer aufgewertet, sagte der Landesvorsitzende Eberhard Brandt. Dies verbessere ihre Bildungschancen und sei eine Bereicherung für die Gesellschaft.
In anderen Bundesländern ist ein erweitertes Fremdsprachenangebot schon Alltag. In Hambur getwa können Schüler je nach Schulform neben den üblichen Fremdsprachen auch Polnisch, Russisch, Türkisch oder Chinesisch lernen. Diese Sprachen können dort auch als schriftliches oder mündliches Abiturfach belegt werden. In Nordrhein-Westfalen gibt es einen Kernlehrplan für Türkisch am Gymnasium.
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